Mit Marokko fingen unsere Afrikatouren 1977 an, schon damals waren wir begeistert von der Vielfalt dieses Landes,
das von Deutschland aus so leicht zu erreichen ist. Lediglich rund 3000 Kilometer trennen uns von Algeciras im südlichen Spanien, von wo aus wir in einer guten Stunde auf das afrikanische Festland gelangen.
Seit September 2007 sind wir zu Hause, haben das Jahr 2008 mit dem Ausbau unseres neuen Reisefahrzeuges
„JackyBlue“ verbracht und uns anschliessend dafür mit einem Kurztripp nach China belohnt. Nun steht der nächste Winter ins Haus, der in Deutschland mit hohen Heizkosten verbunden wäre. Was liegt also näher, als diese Kosten einzusparen und lieber mit vergleichbarem Aufwand nach Nordafrika zu fahren und das neue Fahrzeug auf seine Eignung zu testen?
Mitte Dezember starten wir bei winterlichem Wetter, besuchen
zuerst Reisefreunde in Ravensburg; durchqueren die Schweiz und sind schon bald in Frankreich, wo wir in Montbéliard den ersten offiziellen Wohmobilstellplatz aufsuchen, den wir im
ADAC-Stellplatzbuch gefunden haben. Offenbar hat sich seit unseren früheren Reisen mit dem Wohnmobil, als wir noch zu einer kleinen Gruppe von Exoten gehörten, viel getan: In den
meisten Gebieten Europas finden sich nun unterschiedlich ausgestattete Plätze, häufig sogar kostenlos. Ab Rhonetal wird das Wetter langsam angenehmer, es bleibt aber sehr windig. Besonders in Gruissan, einem malerisch am
Meer gelegenen Stellplatz ist es so windig, dass wir ausser einem kleinen Spaziergang in den hübschen Ort nicht draussen bleiben. In Spanien sind wir besonders von den zahlreichen
neuen Fernstrassen und vor allem Verkehrskreiseln überrascht. In machen Gegenden mündet fast schon jeder Feldweg in einen Kreisel. Wir bleiben in Sitges; Vinaroz (wo die Camper am Hafen zwar
von der Polizei vertrieben werden, aber auf einem anderen Platz stehen bleiben dürfen); Burriana sowie Santa Pola und sind bald im Bereich von Aguilas, wo wir früher schon häufig standen. Auch
heute bieten sich hier noch etliche malerische Buchten zum freien Campen an, wobei „frei“ eigentlich doch nicht so ganz frei bedeutet, denn ab und zu unterbricht Polizei die Idylle, scheucht
die Camper fort, um sie jedoch merkwürdiger Weise am nächsten Tag wieder stehen zu lassen. Je mehr Stellplätze wir aufsuchen, desto mehr Tipps bekommen
wir von Langzeitcampern, die sich monatelang an der Küste auf den verschiedenen Plätzen aufhalten. Dazu gehören natürlich auch Informationen über Trinkwasser oder die Möglichkeit, seine Abwasser- oder Toilettentanks zu leeren.
Leider entdecken wir eines schönen Morgens auf dem Hafenparkplatz von Aguilas, wo wir auch eine Nacht verbracht hatten, einige Tropfen unter „JackyBlue“, die ich auf Grund ihrer
schwarzen Färbung erst für Motoröl halte, sie dann aber als spanischen Einfachdiesel identifiziere. Bei laufendem Motor tropft es reichlich, schon etwas peinlich die Sache, denn einigen
Spaziergängern bleibt der schwarze Fleck nicht verborgen. Später finde ich den Schaden: Die Hochdruckeinspritzleitung vom 3. Zylinder ist offenbar angebrochen und spritzt den teuren Sprit
nicht in die dazugehörige Düse, sondern in die Motorabdeckung, von wo es auf die Strasse tropft. Mir fällt die Station Barcelona des ADAC ein, wo man auch sofort
eine passende Werkstatt in Lorca ausfindig macht; einen Termin vereinbart und uns auch sonst jedwede Hilfe anbietet. Gern könnten wir, da die Instandsetzung ja wegen der Feiertage
etwas länger dauern würde, auf Hotel und kostenlosen Leihwagen zurückgreifen. Wir haben die Hilfe des Clubs in den vielen Reisejahren einige Male in Anspruch genommen und uns
immer über die professionelle Abwicklung gefreut. Bei der Reparatur stellt sich bald heraus, dass man in einer Autowerkstatt in unserer Nähe offenbar wenig professionell
gearbeitet hat, als die 4 Einspritzdüsen ausgewechselt wurden: Eine wichtige Halteklemme wurde vergessen, so dass sich die Leitung mit der Zeit durchvibriert hat. Über Carboneras kommen wir nach Almeria, wo wir eigentlich die
Fähre nach Melilla buchen wollten, der schon erwähnten spanischen Enklave. Schon vorher zeigt sich, dass unsere Zweitbatterie keine Ladung mehr annimmt, obwohl sie erst ein
Jahr alt und eine „Batterie in neuer Gittertechnik“ ist. Klar, könnten wir sie wieder mit zurück nach Deutschland nehmen und dann reklamieren, aber, da Kauf über Internet,
wieder mit Transportaufwand verbunden, nicht einfach für eine gefüllte Batterie. Also: Wir kaufen in Almeria
eine normale Starterbatterie für 100 € und lassen das teure defekte Teil stehen. Wieder etwas gelernt: Teile, die sich schlecht transportieren lassen, sollte man nicht auf dem Versandweg kaufen.
In der „Agencia de Viajes“ müssen wir leider feststellen dass die geplante Überfahrt nach Melilla, dazu die Rückfahrt über Ceuta mit 647 € erheblich teurer ist, als wir geplant hatten und entschliessen uns, die kürzere
Überfahrt von Algeciras nach Ceuta zu nehmen. Hier soll es ein Sonderangebot für rund 250 € geben.
Über Roquetas del Mar kommen wir nach El Ejido mit seinem schönen Strand bei Guardias Viejas, wo schon viele Camper die
Natur und das Meer geniessen. Hier gefällt es uns so gut, dass wir gleich mehrere Tage bleiben und Bernds Geburtstag feiern, diesmal wieder einen „runden“.
Im Windschatten „JackyBlues“ sitzen wir mit Anne und Peter sowie Richard und Lynne, alle aus England, gemütlich bei Rotwein und Snacks zusammen. Eine schöne Feier!
Der Wind frischt nun immer mehr auf und wir suchen bei der Weiterfahrt auf einem Parkplatz innerhalb Neja’s Schutz, bevor wir uns in Algeciras um die Tickets bemühen.
Der Tipp, hierzu in Carlos’s Büro zu gehen, erweist sich als gut, denn wir brauchen nur verhältnismässig geringe 220 € auszugeben und bekommen sogar noch eine Flasche Cidre und
einen Sandkuchen geschenkt. Schlafen dürfen wir auch gleich an Ort und Stelle, könnten aber auch auf den Parkplatz von LIDL, gleich gegenüber, fahren. Am nächsten Morgen sind wir etwas zeitig im Hafen und
gelangen daher noch auf das 8 Uhr-Schiff, das noch nicht ganz voll ist. Was für ein Unterschied zu den Fährschiffen zu „unserer Zeit“! Moderne Katamarane verkehren nun und bringen uns in nur
45 Minuten auf den anderen Kontinent. Der Treibstoff ist in Ceuta, da subventioniert, billiger als auf dem Festland, kostet ungefähr so viel wie in Marokko, aber- das
wissen wir ja noch nicht und tanken noch einen Vorrat in den Zusatztank. Dann geht es zur Grenze, wo wir, auch dank der schon vorbereiteten Formulare von Carlos, schnell und ohne jede
Fahrzeugkontrolle einreisen. Freundlich ist man und heisst uns überall willkommen. Die meisten Marokkourlauber folgen der Atlantikküste, um möglichst bald in wärmere Gebiete zu kommen und sich
angenehme Stellplätze am Meer zu suchen. Wir ziehen Gegenden vor, wo möglichst wenig „Touris“ unterwegs sind, obwohl wir ja selbst welche sind, wenn auch vielleicht mit etwas anderen Schwerpunkten.
Hinter Tetouan verlassen wir die Hauptstrecke und folgen der schmalen Strasse, die sich entlang der Mittelmeerküste windet und wunderschöne Ausblicke aufs Meer bietet. Auf der anderen
Seite begleiten uns die Hänge des Rifgebirges in üppigem Grün. In Targha finden wir einen schönen Strand, ideal zur Übernachtung. In einem kleinen Schilderhäuschen wacht hier ein
Soldat, dem wir unsere Papiere zeigen müssen, damit er die Genehmigung zur Übernachtung einholen kann. In der Nähe, bei einer alten Burg auf einem Felsen, ist der Stützpunkt
eingerichtet. Offenbar überwacht man hier die Küste auf Waren- und Menschenschmuggel. Kurz vor El Jebha beginnt dann eine schmale Serpentinenstrecke,
der wir auf die Höhen des Rifs folgen, wobei wir ziemlich schnell in Nebel und Schnee kommen. Als wir die Nationalstrasse N 2 in einer Höhe von 1580 Metern erreicht haben, sind wir froh. Hier
wachsen wunderschöne Zedernbäume, von denen wir aber leider bei dem miesen Wetter wenig sehen. Ketama hat als Zentrum des Hanfanbaus (für Haschisch) keinen
guten Ruf, zu oft hat man hier Touristen schon belästigt und zum Kauf genötigt, was für Ausländer streng verboten ist. Wir erwarten und bekommen jedoch keinerlei Probleme, als wir den
Ort bei schlechtem Wetter erreichen und tanken an der Abzweigung nach Fes. Schade, dass das Wetter so miserabel und der Boden so matschig ist, sonst hätten wir wohl noch einen
Rundgang über den heutigen Wochenmarkt unternommen.
Nach rund 20 Kilometern halten wir bei einer Wasserstelle an der Strasse, natürlich „besuchen“ uns bald diverse Leute, die uns
Haschisch anbieten und nicht verstehen wollen dass ich lieber ein Bier trinke, als ihren Stoff zu rauchen. Wir unterhalten uns freundlich, fühlen uns auch nicht belästigt.
Durch schöne Landschaft geht es weiter nach Süden, weiter durchs Rif mit seinen weiten Ausblicken. In Khel Alfa, etwas nördlich der Einmündung der R 510,
entdecken wir eine saubere ZiZ-Tankstelle mit grossem Parkplatz und dürfen hier gern für die Nacht stehen, bevor wir am nächsten Tag die grosse Stadt Fes erreichen, die wir schon einige Male
besichtigt haben und dieses Mal auslassen. Wir nehmen uns ersatzweise den neuen Supermarkt „Marjane“ vor, wo es auch wieder die gute Feigenmarmelade gibt, die wir so lieben.
Die römische Ansiedlung „Volubilis“ stand früher noch nicht auf unserem Besichtigungsprogramm und wird daher heute unser Ziel
. Wie schon bei anderen Bauwerken der Römer, z.B. in Libyen und Tunesien, gibt es auch hier Beispiele einer auch im technischen Bereich weit fortgeschrittenen Kultur z.B. bei den
Heizungen, Bädern und übrigen Sanitäranlagen. Nach dem mehrstündigen Rundgang übernachten wir im nahegelegenen Olivenhain, wo sich ein ansässiger Andenkenhändler gern einige Dirhams dazu verdient.
Es geht weiter durch den Mittleren Atlas bevor wir Midelt am nördlichen Rand des Hohen Atlas in 1495 Meter Höhe erreichen. Der einfache Stadtcamping ist gerade im Umbau, wir richten uns
nebenan im Hof des Hotels Ayachi ein, wo schon ein französisches Wohnmobil und ein Campingbus aus Schweden mit Anna, Thomas sowie Malva (2) und Alvin (5) stehen.
Vor der Weiterfahrt am nächsten Tag vervollständigen wir unsere
Vorräte auf dem lebhaften Souk (Wochenmarkt), an den ich später noch einmal eher unangenehm erinnert werde: Ich hatte dort plötzlich das Gefühl, mich könnte jemand leicht berührt
haben und sehe dann einen jungen Mann, der irgendwie komisch zu mir blickt. Erst nach einigen Tagen bemerke ich dann einen Einschnitt in der Aussentasche meiner Jacke, offenbar von einer
Rasierklinge. Häufig steckt hier das Handy, dieses Mal war die Tasche leer, trotzdem ärgerlich. “JackyBlue” hat zwischenzeitlich auch ein kleines Problem
bekommen: Der Zündschlüssel lässt sich nicht mehr drehen, offenbar liegt es am Schliesszylinder. Da können wir uns freuen, dass dieser schwere Wagen nicht serienmässig über eine
Lenkradsperre verfügt, die nun blockieren würde und können den eigentlichen Anlassschalter mit dem Schraubenzieher betätigen. Goulmima hat einen netten Camping „Chez Michele“, der
allerdings nicht so super gepflegt ist. Immerhin funktionieren die warmen Duschen und Waschmaschinen, wegen der wir eigentlich hierher gefahren sind. Nach einigen Tagen sind wir im ehemaligen Ksar es Souk, dem
heutigen Er Rachidia, tanken Gas und Diesel und nehmen dann Südkurs durch das reizvolle Ziztal in Richtung Erg Cheggi, einem der wenigen Dünengebiete in Marokko. Erfoud ist der Hauptort
dieser Gegend, noch näher am Erg (Sanddünen) liegt Merzouga, ein kleiner Ort, den wir schon 1977 besucht hatten, als es hier nur ein einziges kleines Hotel gab. Heute „zieren“ rund 100
dieser Auberges den Erg und ermöglichen auch Reisenden ohne Wüstenausrüstung die unmittelbare eindrucksvolle Nähe zu den goldgelben Dünen. Uns gefällt diese Wandlung nicht so richtig,
auf der anderen Seite muss man wohl aber einfach akzeptieren
dass nicht Jeder für extremes Gelände ausgerüstet ist und auch damit zufrieden ist, die grandiose Landschaft auf die hier gebotene Weise zu geniessen. Übers Ziel hinaus ist man aber
wohl mit dem Hotel „Tombouktou“ geschossen, wo ein Riesenbau mit Türmen im Schlossstil genau vor einer grossen Düne platziert ist und die gesamte Aussicht versperrt. Auf der Strecke nach Merzouga lohnen sich Abstecher zu
Fossilienfundstätten, die sich dort entlang eines Riffs befinden. Wir kommen zu Ali, der hier, wie einige andere Familien auch, die Fossilien aus dem Fels bricht und daraus hübsche
Gegenstände herstellt. Wir finden die einsame Hamadalandschaft auf eine besondere Weise reizvoll und bleiben gleich zwei Nächte stehen.
Unsere schwedischen Reisefreunde treffen wir zwar in einem Camping in Merzouga wieder, suchen für uns aber doch mehr
Ruhe, die wir dann weiter südlich am etwas kleineren Erg Znigue finden, wo wir die einzigen Gäste in einem einfachen Camp sind.
Die Anlage ist noch im Aufbau, aber es gibt Nomadenzelte für
Gäste, einen Aufenthaltsraum im niedrigen Hauptgebäude, sowie einfache Sanitäranlagen. Wir stehen direkt am Fuss der Dünen, aus denen häufig Tamarisken herausragen, die typischen Bäume der Wüste.
Stundenlang wandern wir von Dünenkamm zu Dünenkamm, können weit über das Sandmeer blicken, viel schöner, als wir hier eigentlich erwartet hatten.
Am zweiten Tag frischt der Wind kräftig auf und es wird draussen ungemütlich. Nachmittags trifft dann noch eine kleine Karawane mit 5 Kamelen (eigentlich Dromedaren) ein, bestehend aus 3
norwegischen Touristen sowie Reiseleiter und Kameltreiber. Sie suchen alle Schutz im Hauptgebäude vor dem sehr starken Sandwind. “JackyBlue” ist glücklicherweise nicht so undicht wie
unser Landy, nur ganz vereinzelt dringt etwas Sand ein. Die Norweger erzählen uns dass sie zu einer grösseren Reisegruppe gehören, die weitgehend aus malenden Künstlern besteht. Die
Agentur habe sie in einem „Dünencamp“ für die gesamte Zeit untergebracht, in dem sie sich sehr unglücklich fühlen: Der Dünentrichter ist so tief dass sie weder morgens noch abends die
Sonne sehen. Die Leute tun uns sehr leid, mehr noch weil der Mann seine Kamera in Norwegen vergessen hat und sie nun keine Erinnerungsbilder bekommen. Gut, dass wir ihnen wenigstens so
helfen können, dass wir ihnen einige Bilder nach ihren Wünschen aufnehmen und auf CD brennen können.  Am nächsten Tag äussern sie sich begeistert über die Dünen und die wunderschöne Landschaft hier und sind entschlossen,
nicht mehr in ihre „Dünentrichterhölle“ zurückzukehren, sondern auf eigene Faust weiter zu reisen. Schon am nächsten Morgen lacht die Sonne aus tiefblauem
Himmel und wir beschliessen, an diesem idealen Platz noch einige Tage zu bleiben. Zwischendurch veranstalten wir einen Waschtag, laufen ansonsten stundenlang in der Gegend herum, u.a. bis ins kleine Dorf El Begaa, rund 6 km entfernt Richtung
algerischer Grenze. Gerade die Mischung aus Dünen, schwarzer Hamada, mehr oder minder trockenen Oueds, Tamariskengruppen sowie grossflächig blühenden gelben und violetten Blumen macht
den grossen Reiz dieser Landschaft für uns aus. Nach zwei Wochen verlassen wir den idyllischen Platz und machen uns auf nach Zagora.
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